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Die heiligen Apus und die Suche nach Paititi: Eine Sichtbarkeitsanalyse

In den Anden, einer Region mit beeindruckender topografischer Vielfalt, hatten Berggipfel seit jeher eine tiefe spirituelle Bedeutung, und viele von ihnen werden bis heute verehrt. In der andinen Kosmologie verwendete die Inka-Religion den Begriff apu, um einen Berg zu beschreiben, der als Wohnsitz eines lebendigen Geistes galt.

Nach unserem Wissen gibt es im Manu-Nationalpark drei apus, wo wir glauben – und gezeigt haben –, dass sich Paititi befinden könnte: Apu Kañahuay, Apu Pitama und Apu Catinti. Diese Gipfel könnten sowohl spirituell als auch praktisch eine immense Bedeutung haben, da sie als Orientierungspunkte in der Landschaft dienen.

Overview map illustrating the study area. AOI 3 marks the area of interest where Paititi is located, according to our research.
Übersichtskarte, die das Untersuchungsgebiet veranschaulicht. AOI 3 markiert das Interessensgebiet, in dem sich Paititi befindet.

Die spirituelle und navigative Bedeutung der Apus ist tief in der andinen Folklore und Tradition verwurzelt. Im Kontext von Paititi spiegelt sich dies in den folgenden Passagen von Urbano (1993: 294–295), zitiert von Tyuleneva (2022), wider:

Um Paititi aus der Ferne zu sehen, heißt es, man müsse nach Paucartambo in Richtung Akhanaku gehen. Von dort aus kann man einen hohen Hügel/Berg namens Apu Kanihuay sehen. Um diesen Hügel zu erklimmen und Paititi zu erblicken, muss man ein angemessenes Opfer [despacho] darbringen. Wenn das Opfer nicht korrekt ausgeführt wird, wird man weder Paititi sehen noch den Apu besteigen können, da vor Erreichen des Gipfels Regen, Blitz, Wind und Hagel einsetzen. Der Apu weist stets jene zurück, die sich mutig wähnen, insbesondere Ausländer. Selbst wenn es gelingt, den Gipfel von Apu Kanihuay ohne Hindernisse zu erreichen, wird alles in dichte Wolken gehüllt, sodass der Horizont nicht sichtbar ist. Man könnte Tage und Nächte auf dem Apu oder in dessen Nähe verbringen, ohne dass er irgendetwas offenbart. Deshalb ist es entscheidend, ein Opfer darzubringen.“

„Die Inkas sind unsterblich. Sie leben in Paititi. Man kann es vom Hügel Kanihuay aus sehen. Es ist ein sehr hoher Hügel, und von dort aus kann man den Dschungel von Paititi sehen.

Werfen wir nun einen Blick darauf, wie diese Informationen auf unserer Karte dargestellt sind.

3D map showing key locations from the Urbano (1993) passages, including Akhanaku, Apu Kanihuay, and the Paititi site (Source: Google Earth).
3D-Karte mit den wichtigsten Orten aus den Passagen von Urbano (1993), einschließlich Akhanaku, Apu Kanihuay und der Paititi-Stätte (Quelle: Google Earth).

Die Untersuchung der gegenseitigen Sichtbarkeit dieser heiligen Gipfel könnte tiefere Einblicke in ihre Rolle bei der Orientierung alter Reisender und ihren Einfluss auf kulturelle Praktiken bieten. Lassen Sie uns verstehen, wie die Apus im Manu-Nationalpark durch Sichtbarkeit miteinander verbunden sind.

Apu Pitama, Apu Catinti, and the Paititi site as seen from Apu Kañahuay.
Der Apu Pitama, der Apu Catinti und die Paititi-Stätte, gesehen vom Apu Kañahuay.

Apu Catinti and the Paititi site as seen from Apu Pitama.
Der Apu Catinti und die Paititi-Stätte, gesehen vom Apu Pitama.

The Paititi site as seen from Apu Catinti.
Die Paititi-Stätte, gesehen vom Apu Catinti.

Wie auf den obigen Screenshots zu sehen ist, sind die drei Apu gegenseitig sichtbar, und die potenzielle Lage von Paititi sowie seine Umgebung befinden sich am Rand des Horizonts, wenn man sie vom Apu Kañahuay aus betrachtet. Auch wenn dies keine endgültigen Schlussfolgerungen zulässt, liefert es dennoch ein weiteres Puzzleteil, das in unser Gesamtbild passt.

Literaturvezeichniss

  • Tyuleneva, V. (2022). Сюжет о Пайтити: Современные и колониальные версии [Folklore über Paititi: Moderne und koloniale Versionen]. In Антропология. Фольклористика. Лингвистика (Bd. 2, S. 285–304). Издательство Европейского университета. https://eusp.org/sites/default/files/archive/et_dep/sborniki/afl2/285_304.pdf
  • Urbano, H. (1993). Las tres edades del mundo; La idea de utopía y de historia en los Andes [Die drei Zeitalter der Welt; Die Idee von Utopie und Geschichte in den Anden]. In H. Urbano, Mito y simbolismo en los Andes: La figura y la palabra (S. 283–304). Centro de Estudios Regionales Andinos «Bartolomé de las Casas». https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000097703